Ephides

 

Erlösung kommt von innen,

nicht von außen,

und wird erworben mehr,

als nur geschenkt.

Sie ist die Kraft des Innern,

die von draußen

rückstrahlend deines Schicksals Ströme lenkt.

Was fürchtest du ?

Es kann dir nur begegnen,

was dir gemäß

und was dir dienlich ist.

Ich weiß den Tag,

da du dein Leid wirst segnen,

das dich gelehrt

zu werden,

was du bist.

 

Und wer Verstehen sucht,

versteht sich selbst noch nicht.

Wer Anerkennung braucht,

ist vom Erkenntnislicht noch weit

und muß noch viele Wege wandern;

denn was er selbst nicht hat,

sucht er beim Andern

– und findet’s nie!

Denn in der Harmonie

hat jeder seinen Klang

und seine eigene Melodie

im Weltgesang.

Der Klang des Andern,

– sei er noch so rein –

ist nicht der seine.

Den muß er alleine,

aus seines Wesens tiefster Quelle heben;

er kann ihn nicht erlernen,

nur erleben!

 

Eh du die Wahrheit kündest,

werde dir bewußt:

du bist fortan allein,

und deine Brust

muß Heimat dir und Zufluchtstätte sein.

 

Du bist ein kreuzend Schiff, das nirgends landen darf

der Ladung willen, die es führt an Bord.

Schon mancher, der ins Meer die Ladung warf,

um endlich anzulaufen sich’ren Port.

 

Wirst du besteh’n?

Wirst du, ein Wandersmann, vorübergeh’n

an Türen, die dir gastlich offen stehn

zu froher Menschen Runde und Verein,

bringst du die Wahrheit nur nicht mit herein?

 

Denn Türen schließen sich und Herzen auch,

fühlt man an dir der Wahrheit herben Hauch.

Sie stört Behaglichkeit und Illusion

und wird gelohnt mit Haß nur oder Hohn.

 

Bist du so stark, daß deiner Stimme Laut

die Mauern stürzen macht,

die Haß und Hohn dir baut?

Erträgst du’s, wenn man lacht?

 

Dann nimm der Wahrheit köstlich schwere Last,

und hüll dich in den Mantel Einsamkeit,

und geh von Tür zu Tür als ungebetner Gast,

als Heimatloser durch der Erde Zeit.

 

Und laß sie lachen. –

Doch willst du’s besser machen,

dann üb und gib ein lächelndes Verstehn

als milde Gabe im Vorübergehn.

 

Und lehr sie so ihr Lachen umzuwandeln.

Doch laß dein Handeln

von Lob wie Lachen unbeeinflußt sein.

Des Tuns Verantwortung trägst du allein.

 

Davon nimmt Lob nichts ab,

und Lachen gibt nichts zu.

Doch wisse du:

Bringst du mit Wahrheit nur ein Herz zur Ruh,

ein einzig Herz, das, dürstend aufgetan,

aus deinen Händen nimmt den Becher an,

Genesung trinkend von der Erde Wahn,

dann, Wahrheitskünder, ist dein Werk getan.

 

Du selbst

 

Du bist, was Du sein willst

im mächtigen Reich Deiner Seele:

Ein Bettler – Ein König.

Das Heer der Gedanken gehorcht Dir.

Du selbst setzt die Grenzen,

Du selbst hast die Macht, sie zu ändern.

Du kannst wie ein trotziges Kind

Dich im Dunkel verstecken,

Du kannst Deine Umwelt

gelangweilt durch Scheiben betrachten,

Besucher empfangen,

Besuchern den Zutritt verwehren,

Gedankenkuriere mit Botschaften ins Nachbarreich senden …

Nur eins mußt Du wissen:

Sie kehren zurück,

und die Antwort als Echo der Botschaft

kann Krieg oder Frieden bedeuten.

Doch schickst Du Gedanken der Liebe,

die schneeweißen Vögel,

der Sonne entgegen soweit ihre Flügel tragen,

dann leg Deine Grenzpfähle nieder!

Kein Feind kann Dir schaden.

Dann bist Du der liebend Geliebte

und mehr als ein König…

 

Nicht teilen – nur verbinden …

Die Fernsten sich finden

am Berg der letzten Sicht.

 

Denn alle Religionen

in sämtlichen Äonen

sind nur gebrochnes Licht.

 

Gott sammelt alle Garben,

Gott macht aus allen Farben

Sein schattenloses Licht.

 

Dir zu jauchzen, Unnennbarer,

wollt ich aller Welten Werden,

aller Wesen Lust erleben.

Dir zu dienen, einzig Wahrer,

könnt ich aller Qual auf Erden,

allem Weh mich willig geben.

 

Dir zu leben, Dir zu sterben,

nehm ich Wachstum wie Verderben

mit der gleichen Inbrunst hin.

Dich zu finden, zu ergründen,

muß ich alle Fackeln zünden,

muß ich alle Wege ziehn.

 

Alle Welten zu durchmessen,

um der Welten zu vergessen,

wenn dereinst im Abendglühn

Du, Allew’ger, mir begegnest,

meines Suchens Sehnsucht segnest

und mit Lächeln krönst mein Mühn.

 

Hör auf die leise Stimme in der Tiefe,

sie spricht zu dir bei Tag und in der Nacht.

Und ob sie dich oft auch vergeblich riefe,

sie ruft und ruft bis endlich Du erwacht:

 

Es rauscht ein Strom in dir, gespeist aus Quellen,

die ferner sind, als Du erahnen magst.

Es trägt der Strom dein Herz auf seinen Wellen,

Du aber weißt es nicht und bangst und fragst.

 

Woher die Kraft, die dich durchs Dasein führet,

woher der Mut, noch immer fest zu stehen,

wenn alles um Dich wankt? Bis Du gespüret:

Dich trägt der Strom, Du kannst nicht untergehen.

 

Es trägt der Strom Dich hin durch viele Leben

und zeigt Dir Bilder, die vorübergehen,

nur was Du sehen sollst, wird Dir gegeben,

sieh an die Bilder, doch bleib niemals stehen.

 

Hängst Du an Ufern, wirst Du bald zerschellen,

vertrau dem Strom Dein Leben und Geschick.

Er trägt Dich sicher hin auf seinen Wellen,

er trägt Dich einst ins Vaterhaus zurück.

 

 

Froher Tage lichtes Linnen

dir zu spinnen,

dich zu kleiden

mit den Seiden

sanfter Träume,

Sternenstunden dir zu schenken,

deinem Denken

blumenreichen Pfad zu weisen

und mit leisen,

sachten Händen

abzuwenden,

was mit drohenden Gebärden

deinen Frieden will gefährden,

dich als Führer zu geleiten

auf dem Pilgerweg, dem weiten –

bin von Gott ich ausgesendet.

Und vollendet

ist mein Wirken, wenn dein Wesen,

erdgenesen,

mit dem meinen

sich zu einem glockenreinen

Einklang bindet.

Denn da oben,

einverwoben

den Akkorden ew’gen Seins

sind wir eins.

Nur mit dir kann ich durchschreiten

aller Zeiten

letzte Pforte.

Dieses ist’s, was ohne Worte

sich im Licht mir offenbarte.

Komm‘, ich warte !

 

Ephides (Hella Zahrada)